Menu
Menü
X

Unsere Kirche in Gensingen

Unsere freundliche, im Stil des Spätbarock von 1748 bis 1751 errichtete Gensinger Kirche ist ein Zeugnis für das über 300jährige friedliche Miteinander der evangelischen und katholischen Kirche in unserer Region. Zwar hat sich die katholische Gensinger Gemeinde mittlerweile (1967) ganz in der Nähe eine eigene Kirche, doch noch ist in der Gensinger Bevölkerung die Erinnerung an das Simultaneum lebendig, das man über die Jahrhunderte hinweg praktizierte.

Der Vorgängerbau auf dessen Fundamenten unsere lichte Kirche vermutlich steht, ist bereits für das Jahr 1127 verbürgt. Bis auf einen mit gotischen Steinmetzzeichen versehenen Werkstein, den man Anfang der 1970er Jahre bei einer Renovierung unserer Kirche im Fundamentbereich fand, sind so gut wie keine Überreste dieses frühen Kirchenbaus erhalten geblieben. Führt man sich vor Augen wie konfliktbeladen die Jahrhunderte vor dem Kirchenneubau Ende des 18. Jahrhunderts sowohl auf weltlicher als auch auf kirchlicher Ebene auch für die Gensinger waren, so wundert es nicht, dass das alte Gensinger Kirchlein die turbulenten Zeiten wohl nur äußerst baufällig überstanden hatte. Dabei war die erste St. Martinskirche in vorreformatorischen Zeiten wohl sehr gut ausgestattet gewesen: Fanden sich in ihr doch immerhin vier Altäre, die von drei Priestern versehen wurden. Für die Pflege und Unterhaltung eines der Altäre, einem Sebastianusaltar, soll es sogar eine eigene Bruderschaft gegeben haben.

Doch die Zeiten änderten sich: Die Ausbreitung der Reformation im 16. Jahrhundert machte der unter dem Schutz des Mainzer Domkapitels stehenden Gensinger Pracht ein Ende. Weil der Ort gemeinschaftlich von dem Pfalzgrafen bei Rhein, dem Herzog von Baden und dem Grafen von Pfalz-Simmern regiert wurde, musste es sich entsprechend den Bestimmungen des 1556 zwischen Katholiken und Protestanten geschlossenen Augsburger Religionsfrieden auch deren Konfession anpassen: Und das war der Protestantismus. Nur 1623, als mit dem bayerischen Herzog Maximilian I. ein Katholik Landesherr wurde, feierte der Katholizismus ein kurzes „Comeback“, das mit der Besetzung Gensingens durch die Schweden im Dreißigjährigen Krieg 1631 jäh endete. Der Einmarsch französischer Truppen während des Pfälzischen-Erbfolgekrieges 1689 ließ die Katholiken wieder in die Gensinger Kirche einziehen, doch auch dieses katholische Intermezzo war nur von kurzer Dauer als hessische Truppen die Franzosen wieder aus Gensingen drängten, nutzten die Protestanten die Gelegenheit, um in einer Art Kirchensturm die Katholiken wieder zu vertreiben.

Zu einer friedlichen Einigung über Katholiken und Protestanten kam es erst durch den Frieden von Rijswijk 1697, der festlegte, dass die Katholiken in evangelischen Kirchen – mangels örtliche Alternativen – ein Nutzungsrecht hätten. Und so begann das bis in das Jahr 1967 durchgehaltene Simultaneum in der Gensinger Kirche. Allerdings hatte die mittelalterliche Gensinger St. Martinskirche unter den kriegerischen Ereignissen stark gelitten. 1748 sahen sich die beiden Pfarrer Gensingens, der katholische Geistliche Adolphus Blum und der reformierte Pfarrer Floret, sich schließlich gezwungen die alte Kirche abreißen zu lassen und an ihrer Stelle wurde nach Plänen des kurpfälzischen Baumeisters Kaspar Valerius ein schlichter, kleiner Bau errichtet, dessen freundlicher Charakter bis heute erhalten ist.

“Besonders prägend für den lichten Kirchenraum ist die mit spiralförmigen Schnörkeln verzierte Stuckdecke,  die schöne Barockkanzel mit ihrem Hängezapfen (der auf dem Schalldeckel “sitzende” Engel wurde erst bei der Renovierung der Kirche zu Beginn der 1970er Jahre ergänzt) und die wertvolle 1779 erbaute Orgel aus der berühmten Orgelwerkstatt der Gebrüder Stumm in Sulzbach mit einem schön geschnitzten barocken Orgelprospekt. 

Der die Gensinger Kirche umgebende Kirchhof wird seit 1834 nicht mehr als Friedhof belegt, nachdem zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Gensinger Bevölkerung so stark angewachsen war (1809 676 Einwohner; 1828 888 Einwohner), dass der Platz für die Gräber nicht mehr ausreichte. Zudem drängte die großherzogliche Regierung aus hygienischen Gründen darauf den Friedhof außerhalb der Ortschaft anzulegen.”

 

top